Geschichte
Eine Gemeinde mit mehreren Namen auf Wanderschaft zwischen verschiedenen Orten
Unsere „Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Graz-Nord“ oder vereinfachend oft auch als „die Johanneskirche“ bezeichnet hat eine verwirrende Namensgeschichte hinter sich. Mit der Loslösung 1951 von der Grazer Heilandskirche wurde sie durch den Oberkirchenrat zur selbständigen Pfarrgemeinde erklärt und war von da an zunächst auf Wanderschaft. So gab es verschiedene Standorte sowohl für das Pfarrhaus als auch für die Feier der Gottesdienste. 1963 konnte dann in der Geisslergasse in Andritz die Kirche ihrer Bestimmung übergeben werden. 1970 kam das Haus in der Grabenstraße auf dem Wege einer Erbschaft dazu, wohin ein Jahr später die Pfarrkanzlei übersiedelte und wo 1974 unser Kindergarten eröffnet wurde. Seitdem sind wir in den beiden Grazer Bezirken Andritz und Geidorf erreichbar und für unsere Gemeindeglieder da. Neben diesen beiden Bezirken gehören zu unserem Gemeindegebiet auch die Gemeinden Stattegg und Weinitzen sowie Teile von Kumberg und St. Radegund.
Die meisten Gottesdienste finden in der Kirche in Andritz statt, einmal im Monat aber auch in der Kapelle im Pflegewohnheim Aigner-Rollett in der Max-Mell-Allee in Geidorf.
Geschichtliches
"Eine Gemeinde mit mehreren Namen auf der Wanderschaft zwischen verschiedenen Orten" - so hat ein ehemaliger Vikar unsere Gemeinde wahrgenommen und gleich kritisch den Vorschlag für eine vereinfachte Namensänderung hinzugefügt. Kein Wunder, dass die ehemals verschiedenen Bezeichnungen für unsere Pfarrgemeinde – Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Graz, linkes Murufer – Nord, später mit dem Zusatz Matthäusgemeinde, oder im Sprachgebrauch einfach nur Matthäusgemeinde oder Nordgemeinde, mit einer Johanneskirche, der Predigtstelle Rosenhain und der ehemaligen Predigtstelle Lukaskapelle im Landeskrankenhaus – immer wieder zur Verwirrung beigetragen haben. Dazu kamen noch als Besonderheit die beiden Zentren, einerseits das Pfarrhaus mit Kanzlei und Gemeindesaal in Graz – Geidorf, andererseits etwa drei Kilometer entfernt die Johanneskirche mit ihren Räumlichkeiten in Graz – Andritz.
Am 3. Oktober 1951 entstand in Graz mit Erlass des Evangelischen Oberkirchenrates in Wien eine neue Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Graz linkes Murufer – Nord. Diese war notwendig geworden, da die Seelenzahl der Pfarrgemeinde Graz linkes Murufer – Heilandskirche derart zugenommen hatte, sodass die seelsorgerliche Betreuung der Bezirke Geidorf und Andritz nicht mehr ausreichend gewährleistet war. Zunächst wurde in der Heilandskirche eine zweite Pfarrstelle mit der Aufgabe, in diesem Teil von Graz ein neues Gemeindezentrum zu schaffen, ausgeschrieben. Kurz darauf mit dem Auftrag eine eigene Pfarrgemeinde zu bilden und bereits wenig später wurde die Eingemeindung der nördlich von Graz liegenden Gemeinden Stattegg und Weinitzen in den Seelsorgebezirk beschlossen. Nach langwierigen Verhandlungen über die Grenzziehung zwischen der alten und neuen Pfarrgemeinde konnte die junge vom Aufbauwillen getragene Gemeinde daran gehen, Pläne für ein Pfarrzentrum zu entwickeln. Um auf eigenen finanziellen Beinen stehen zu können, beschloss man ab 1953 die kirchenbeitragsmäßige Trennung von der Heilandskirche. Die verwaltungsmäßige Selbständigkeit erfolgte erst im Jahre 1964, als die Gemeinde regelmäßig jeden Sonntag ihre Gottesdienste in der neu errichteten Johanneskirche in Andritz feiern konnte.
Mangels Räumlichkeiten fand die erste Sitzung der neuen Gemeinde noch im Gemeindesaal in der Kreuzkirche statt, ab 1954 bezog man Räume in der Halbärthgasse 8, die bis 1970 für Sitzungen, Jugendarbeit und Kreise genutzt wurden. Nach dem Ankauf eines Grundstückes in der Mozartgasse – Ecke Humboldtstraße, übersiedelte 1957 die Pfarrkanzlei in das dort errichtete Pfarrhaus Mozartgasse 9, das auch von der Superintendentur benutzt wurde. Auf dem restlichen Grundstück in der Humboldtstraße wurde im Jahr 1972 ein Wohnhaus errichtet, in dem die Superintendentur bis Frühjahr 2005 ihren Sitz hatte. Ende 2006 wurde dieses Gebäude verkauft.
Mit einer Erbschaft von Frau Maria Luise Pfeiffer im Jahr 1970 übernahm die Pfarrgemeinde den so genannten „Pfeifferhof“ in der Grabenstraße 59. Nach Renovierungsarbeiten konnte dort die Pfarrkanzlei ein Jahr später bezogen werden, 1974 wurde der pfarreigene Kindergarten eröffnet, der 2006 den neuen Anforderungen angepasst wurde, der Gemeindesaal im ersten Stock wurde feierlich eingeweiht und in weiterer Folge wurden im Dachgeschoß zwei Wohnungen errichtet.
Schon im Jahr 1959 gab es für die junge Gemeinde Überlegungen für einen Kirchenbau in Andritz, da die anderen Standorte sowohl in der Humboldtstraße als auch später in der Grabenstraße nicht verwirklicht werden konnten. Bis dahin waren die Gottesdienste in der Predigtstelle Andritz, die 1954 in eine Predigtstation erhoben wurde, in verschiedenen Gebäuden gefeiert worden: in der Villa „Eckhofen“, in einem Gartenhaus in St. Gotthard, dem Festsaal des Gasthauses Remschmidt und in einem Klassenzimmer der Volksschule. Bereits 1955 erwarb man ein Grundstück in der Geisslergasse – Ecke Gottlieb Remschmidtgasse in Andritz. Ein Teil davon wurde der evangelischen Wohnbaugenossenschaft „Neusiedler“ für ein Wohnhausprojekt abgetreten, auf dem verbliebenen Grundstück wurde 1960 mit der Errichtung der Johanneskirche nach Plänen der Architekten Salpius und Laimer begonnen. Die Gestaltung des Innenraumes geht auf den Entwurf des Bauhausschülers Hubert Hoffmann zurück. Anlässlich der Feier zum zehnjährigen Bestand der Pfarrgemeinde im Jahr 1961 konnte die Gemeinde mit ihren Gottesdiensten in den Rohbau der Kirche übersiedeln.
Im Dezember 1963 wurde die Kirche mit ihren drei Glocken „Glaube – Hoffnung – Liebe“ ihrer Bestimmung übergeben. Etliche Jahre später, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Pfarrgemeinde im Jahr 2001, wurde mit Bescheid des Evangelischen Oberkirchenrates in Wien der Name der Pfarrgemeinde in
Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Graz – Nord
geändert. Somit ist der Vorschlag unseres Vikars Wirklichkeit geworden. Der Name der Pfarrgemeinde wurde vereinfacht, geblieben aber sind nach wie vor die beiden Zentren. Und die Gemeinde ist weiterhin miteinander auf Wanderschaft – nicht nur zwischen den verschiedenen Orten, sondern wie ihre Vorgänger voller Tatendrang auch unterwegs in die Zukunft.
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